Laien brauchen das Licht nicht zu scheuen
Laien brauchen das Licht nicht zu scheuen
Artikel von der Webseite http://www.ktipp.ch/artikel/d/laien-brauchen-das-licht-nicht-zu-scheuen/
Haus & Garten 3/2001 vom 1. Juni 2001
Wer laienhaft Steckdosen montiert und Kabel verlegt, lebt gefährlich. Deshalb ist Heimwerkern in diesem Bereich längst nicht alles erlaubt. Was Sie selber machen dürfen und worauf Sie im Umgang mit Strom achten müssen, erfahren Sie hier.
Fachleute sind sich einig: «Wir sind gar nicht begeistert, dass viele Heimwerker Elektro-Installationen selber machen», sagt etwa Werner Randacher vom Verband Schweizerischer Elektro-Installationsfirmen. Dabei gehe es weniger um entgangene Geschäfte als um die Sicherheit der Leute, die ihr Haus elektrifizieren.
Die Statistik gibt ihm Recht. Mehrere Dutzend Elektro-Unfälle pro Jahr sind auf unsachgemässen Umgang mit Strom zurückzuführen. Bei der Mehrheit dieser Unfälle kommen die Leute mit dem Schrecken, allenfalls mit Verbrennungen davon. Doch einige enden tödlich. Auch 40 Prozent der jährlichen Brandfälle werden durch defekte oder falsch montierte Elektro-Installationen ausgelöst.
Jost Keller vom Eidgenössischen Starkstrominspektorat wundert das nicht. «Heimwerker-Läden bieten in diesem Bereich alles an, ohne ihre Kundschaft über die Gefahren aufklären zu müssen», sagt er. «Da lässt sich manch einer dazu verleiten, sein Haus neu zu verkabeln und nach Lust und Laune Lampen aufzuhängen.»
Tatsache aber ist: Einem Heimwerker sind im Elektro-Bereich enge Grenzen gesetzt.
- Wenn der Sicherungskasten mit einem Fehlerstrom-Schutzschalter (FI) ausgerüstet ist, darf der Laie Steckdosen und Schalter montieren und auch Lampen anschliessen sowie die dazu nötigen Leitungen legen. Dabei muss er die Vorschriften des Schweizerischen Elektrotechnischen Vereins SEV einhalten und seine Installationen anschliessend von einem Elektriker abnehmen lassen.
- Wenn im Sicherungskasten ein Fehlerstrom-Schutzschalter fehlt, das heisst, nur konventionelle Sicherungen vorhanden sind, darf der Hobby-Elektriker nur Lampen und dazugehörige Schalter montieren. Mehr ist verboten, dafür kann er in diesem Fall aber auf eine Abnahme durch den Profi verzichten.
- Kaputte Steckdosen oder Schalter ersetzen ist grundsätzlich erlaubt.
- Für Stromspannungen über 230 Volt sind ausschliesslich Fachleute zuständig.
Tipp: Lassen Sie sich im Zweifelsfall von einem Elektriker beraten, bevor Sie sich im Baumarkt mit Kabeln, Steckern und Schaltern eindecken. Das kostet zwar etwas, schützt Sie aber vor Schaden.
Das sind die wichtigsten Leiterfarben
Leiter sind die eigentlichen Strom führenden Kabel. Wenn Sie eine Lampe oder auch eine Steckdose anschliessen, stehen Ihnen in der Regel drei Leiter zur Verfügung:
- Polleiter (Phase L): Er ist in der Regel rot, schwarz, braun oder weiss
- Neutralleiter (Nullleiter N): hellblau (früher gelb)
- Schutzleiter (Erdung PE): grüngelb (früher gelbrot)
- Achtung: Achten Sie auf den richtigen Durchmesser der Leiter. Bei einer Absicherung von 10 Ampère (A, rot) muss er mindestens 1,5, bei einer Absicherung von 16 A (grau) mindestens 2,5 Millimeter betragen. Diese Angaben finden Sie auf dem Sicherungskasten.
Das bedeuten die Kabelbezeichnungen
Wenn Sie Stromleitungen fest verlegen oder selber ein Verlängerungskabel machen, müssen Sie auf diese Bezeichnungen achten:
- T-Draht: Das ist ein einfacher Kupferdraht mit einer Thermoplastisolation. Er ist für den Einzug in Rohre gedacht. Es gibt ihn in den entsprechenden Leiterfarben.
- TT-Kabel: Es wird für feste Installationen verwendet. Es enthält die mit einem Thermoplastmantel geschützten drei Leiter. Es wird in Rohren und Kanälen verlegt oder frei mit Nagelbriden an Wänden und Decken befestigt.
- TD-Kabel: Dieses benützen Sie, wenn Sie ein einfaches Verlängerungskabel (mit Stecker und Kupplung) selber machen.
Das bedeuten die Rohrbezeichnungen
Für fest verlegte Stromleitungen gibt es verschiedene Rohre, die verschiedene Sicherheitsanforderungen erfüllen:
- ER/ERZ-Rohr: Das sind Eisenrohre für Aufputz-Installationen, wo mechanische Beschädigungen zu erwarten sind. Zum Beispiel in einer Werkstatt.
- KIR-Rohr: Es besteht aus hartem Kunststoff und ist für Aufputz-Installationen gedacht.
- KRF-Rohr: Es besteht aus biegsamem rotem Kunststoff. Es wird für Unterputz-Installationen in nicht brennbarer Umgebung gebraucht.
- KRFW-Rohr: Dieses biegsame graue Kunststoffrohr wird für Unterputz-Installationen in brennbarer Umgebung eingesetzt.
Das bedeuten die Symbole auf Steckdosen, Schaltern und Geräten
Dieses Zeichen garantiert die von der Elektrobranche verlangten Qualitäts- und Sicherheitsmerkmale.
Dieses Zeichen garantiert die Übereinstimmung mit internationalen Sicherheitsstandards.
Dieses Zeichen garantiert die sichere Anwendung von Elektrizität.
Dieses Zeichen besagt, dass Apparate (Bohrmaschinen, Radios etc.) speziell isoliert sind. Sie haben keinen Schutzleiter (Erdung) und dürfen auch nicht an einem angeschlossen werden.
Markus Kellenberger
Damit Sie nicht der Schlag trifft
Strom ist unsichtbar und kann töten. Beachten Sie deshalb unbedingt folgende Regeln, bevor Sie eine Lampe anschliessen, ein Kabel verlegen oder eine Steckdose auswechseln:
- Schalten Sie die Sicherung aus.
- Prüfen Sie dann mit einem Phasenprüfer, ob wirklich kein Strom mehr fliesst.
- Benützen Sie nur Werkzeuge mit Isoliergriffen.
- Halten Sie sich penibel an Vorschriften und Montageanleitungen.
- Bevor Sie die Sicherung wieder einschalten: Kontrollieren Sie nochmals, ob alle Kabel am richtigen Ort angeschlossen sind, die Kabeldurchmesser stimmen und keine lockeren Schrauben oder losen Drähte vorstehen.
- Denken Sie daran: Passiert wegen Ihrer Installation ein Unfall oder entsteht ein Brand, haften Sie für den Schaden. Lassen Sie deshalb Ihre Arbeit von einem Elektriker kontrollieren.
Was Sie selbst tun dürfen
Das Info-Blatt «Ratgeber - sichere Elektroinstallationen» zeigt auf, welche Arbeiten Laien am Stromnetz selbst vornehmen dürfen. Erhältlich bei: INFEL Informationsstelle für Elektrizitätsanwendung Postfach, 8021 Zürich, Tel. 01 2994141, Fax 01 2994140, Kosten: 85 Rappen, www.infel.ch